Roaratorio. Ein Irischer Circus über Finnegans Wake  
  Komposition/Realisation: John Cage und John David Fullemann
Technische Mitwirkung: IRCAM, Paris
Redaktion: Klaus Schöning
Stimme: John Cage
Gesang: Joe Heaney
Instrumentalisten: Paddy Glackin, Geige, Peadar und Mel Mercier, Bodrhan, Matt Malloy, Flöte, Seamus Ennis, Uillean Pipe
Produktion: Studio Akustische Kunst WDR/SDR/KRO Hilversum 1979

Karl-Sczuka-Preis 1979

Dauer: 60‘15‘‘
8-Kanal
   
 

Mit "Roaratorio. Ein irischer Circus über Finnegans Wake" realisierte John Cage eine Komposition, die als ein Schlüssel- werk der akustischen Kunst dieses Jahrhunderts gilt. In Roaratorio führt John Cage seine Erfahrungen mit Musik und Poesie, Lautdichtung und Tonband- montage sowie Eingebundenheit in den Zen-Buddhismus zu einer allumfassen- den Kosmogonie aus menschlicher Stimme, Naturlaut, Umweltklang, Geräusch, Gesang und Musik. Die langjährige intensive Beschäftigung mit dem epochalen Roman Finnegans Wake von James Joyce führte 1979 in Zu- sammenarbeit mit dem Studio Akustische Kunst zur Realisierung des Roaratorio. Der lautpoetische Text des Werkes besteht aus Zitaten aus Finnegans Wake . Die Buchstabenfolge des Namens des irischen Dichters James Joyce bildet die Mittelachse dieses meditativen Lautpoems, das John Cage selbst rezitierte. Für die Komposition der Musik, einem komplexen Geräusch- und Klang-Ambiente, wurde ebenfalls der Joyce-Text zugrunde gelegt. Mit Hilfe des alt-chinesischen Orakelbuches I-Ging ließ Cage durch Zufallsoperationen 2293 Klänge der in Finnegans Wake erwähnten Örtlichkeiten und Geräusche bestimmen. Diese wurden von ihm zu einer polyphonen Collage komponiert. Ergänzt wurde diese Montage durch irische Balladen, Jigs und Instrumentalmusiken, die er in Irland aufgenommen hatte. John Cage versteht dieses Stück auch als eine Möglichkeit, Werke der Weltliteratur ins Akustische zu transponieren und damit in eine Sprache, die allen zugänglich ist. „Ich meine immer mehr, dass wir eine Sprache brauchen, die ohne Übersetzung auskommt.“ Merce Cunningham choreografierte für seine New Yorker Dance Company ein Ballett zu dieser Weltmusik-Komposition.

   
 
Roaratorio